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die haut hört mit
wunderwesen mensch,

Ein Luftzug verschiebt die Wahrnehmung von Silbenlauten. Hören ist nicht nur eine Sache des Ohrs. Auch die Sensibilität der Haut hilft, bestimmte Konsonanten voneinander zu unterscheiden.

Typisches 60er Jahre Bild einer künftigen Marskolonie

Von der kanadischen University of British Columbia aus Vancouver kommt jetzt folgende Erkenntnis: Beim Verstehen von Sprache scheint auch die Haut eine wichtige Rolle zu spielen: Ein kleiner Luftzug auf derselben verschiebt die Wahrnehmung von Silbenlauten. Spielt man den Versuchspersonen Silben wie "pa" und "ba" oder "ta" und "da" stimmenlos vor und verabreicht gleichzeitig einen Lufthauch auf dem Handrücken oder am Nacken der Person, beeinflusste dieser Luftzug tatsächlich das Gehör: Die meisten Probanden nahmen dann aspirierte Silben wie "pa" und "ta" wahr. Ohne diesen taktilen Reiz hörten sie stattdessen eher stimmhafte Laute wie "ba" und "da". Die Forscher schließen daraus, dass auch der Tastsinn der Haut bei der Sprachwahrnehmung mitwirkt.

1976 hatte der Entwicklungsphysiologe Harry McGurk von der University of Surrey einen ähnlichen Effekt entdeckt: Probanden wird auf einem Bildschirm eine Person gezeigt, welche die Silbe "ga" spricht; gleichzeitig ertönt der Laut "ba". Die Versuchspersonen nehmen dann einen Mischlaut "da" wahr. Dieser "McGurk-Effekt" gilt als klassischer Beleg, dass die akustische Wahrnehmung auch durch visuelle Reize beeinflusst wird.

Diese Erkenntnisse dürften vor allem im Dreieck Würzburg-Nürnberg-Hof große Aufmerksamkeit erregen. Die fränkische Mundart, die dort gesprochen wird, unterscheidet nicht zwischen den Konsonanten p und b sowie t und d.

Diese in der Phonetik Verschlusslaute genannten Klänge spezifiziert der Franke beim Buchstabieren zwar als "hart" oder "weich", spricht sie aber alle "weich" aus. So kommen Textzeilen wie in Willy Astors "Frankenlied" zustande: "Franggen sind brudal erodisch und mendal dodal hybnodisch."

Im Hochdeutschen unterscheiden sich die Klänge unter anderem durch einen kleinen Luftstoß, der dem Mund entweicht: p und t sind "behaucht", wie es in der Phonetik heißt, b und d aber nicht. Und offenbar, so belegen nun Bryan Gick und Donald Derrick (die beide nur am Ende des Nachnamens behauchte Konsonanten tragen), ist genau dieser kleine Luftstoß für das Verständnis der Laute wichtig.

Quelle: Gehirn&Geist.de

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